VON DER POSTHALTEREI
ZUM FREIZEITZENTRUM

Diese Seite basiert auf einer
Broschüre, die das Jugendamt 1983 anläßlich der Eröffnung des Spilles
als Jugendzentrum herausgegeben hat.

Du kannst auch die ganze Broschüre als PDF herunterladen.

Haus Spilles TitelseiteLogo Jugendamt

HAUS SPILLES


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Haus Spilles aus der Sicht des Jugendamtes

1. 1 Chronologie der Planung

1. 2 Raumprogramm

1. 3 Kosten

1. 4 Mitarbeiter

1. 5 Nutzungskonzept

1. 6 Kooperationsmodell

2. Haus Spilles aus der Sicht des Initiativkreises „Jugend in Benrath“

3. Geschichte von Haus Spilles Verfasser: Leiter der Bezirksverwaltung 9, Theo Fühles

Quellenhinweise


Haus Spilles vor der Renovierung

Haus Spilles vor der Renovierung

Foto: Norbisrath


Liebe Jugendliche, liebe Benrather Bürger!

„Was lange währt, wird endlich gut“.

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Die Bestätigung dieser alten Volksweisheit dergestalt, daß den Benrather Jugendlichen mit Haus Spilles wohl eines der schönsten Jugendzentren weit und breit zur Nutzung bereitsteht, ist wohl der wirkungsvollste Trost für die überaus lange Zeit des Wartens auf diese Einrichtung. Wie auf den nachfolgenden Seiten zu lesen ist, sind ca. 10 Jahre vergangen, seit dem Benrather Jugendliche die Initiative ergriffen und das Jugendamt auf die unzulängliche Freizeitsituation in Benrath aufmerksam machten. Es waren jedoch nicht Forderungen nach einer bequemen Lösung etwa dahingehend, die Stadt solle den Jugendlichen ein Jugendzentrum bauen und für die notwendigen Betreuer und alles Weitere sorgen, wie es leider häufig der jüngeren Generation unterstellt wird. Die Jugendlichen wollten selbst soviel wie möglich machen, ihre Freizeitgestaltung selbst in die Hand nehmen, sie wollten die zu schaffende Einrichtung selbst verwalten. Diesen Vorstellungen und Ideen folgten Taten. Die Jugendlichen führten eine große Fragebogenaktion durch, leisteten über viele Jahre ehrenamtliche offene Jugendarbeit unter schwierigen Bedingungen an der Weststraße, beteiligten sich bis ins Detail an den Planungen von Haus Spilles und seinem Vorläufer, dem „Spektakulum“.

Die weitere Zusammenarbeit regelt ein vom Jugendwohlfahrtsausschuß beschlossenes Kooperations-modell, welches sicher nicht den Vorstellungen des IK „Jugend in Benrath“ nach Selbstverwaltung entspricht.

Es ist jedoch ein gemeinsam getragener echter Kompromiß, der im Bereich der städt. offenen Jugendarbeit die Voraussetzung für einen neuen Weg ebnet. Dieses Mitwirkungsmodell räumt zum Beispiel den Besuchern Mitwirkungsrechte und Mitverantwortung in einem im städt. Bereich bislang einzigartigem Umfang ein. Eine mehrjährige Erfahrung mit diesem
Modell im „Spektakulum“ bestätigt, daß ein konstruktives und für alle Besucher effektives Zusammenwirken von Mitarbeitern und gewählten Besuchervertretern (es gibt einen paritätisch besetzten Beirat) möglich ist.

Sowohl der Beirat als auch das Jugendamt wünschen sich, daß dieses schöne Haus möglichst stark und nicht nur von Jugendlichen genutzt wird. Es ist nicht einzusehen, warum z. B. die Cafeteria nicht auch von Eltern oder erwachsenen Benrather Bürgern mitgenutzt werden soll oder warum nicht z. B. regelmäßig einmal wöchentlich ein Seniorentreff stattfinden soll. Der Beirat hat hierbei insbesondere die Senioren aus der Nachbarschaft im Auge.

Wir fänden es außerordentlich gut, wenn die Bemühungen der Jugendlichen um eine gute Nachbarschaft und altersübergreifende Kontakte erfolgreich sein sollten.

Diese kleine Festschrift soll nicht nur dazu dienen, die neuere Geschichte des Hauses zu vergegenwärtigen, sondern auch dazu, den zukünftigen Besuchern und der interessierten Öffentlichkeit einen Abriß über seine lange Existenz (18. Jahrhundert) zu geben. Unser besonderer Dank gilt daher Herrn Fühles, der durch intensive Recherchen erheblich mehr Licht in die recht dunkle Historie des Hauses brachte und dadurch einen wichtigen heimatkundlichen Beitrag leistete.

Wir meinen, daß die lange Tradition dieses wertvollen und teilweise unter Denkmalschutz stehenden Gebäudekomplexes eine besondere Verpflichtung begründet, den neuen Geschichtsabschnitt positiv im Interesse der Benrather Jugendlichen und Bürger zu gestalten. Abschließend möchten wir allen Beteiligten, insbesondere

  • den Jugendlichen des „IK Benrath“,
  • der Benrather Bezirksvertretung,
  • dem Jugend- und Hochbauamt,
  • dem ehemaligen Denkmalspfleger Milles und seinen beiden Söhnen Hans-Peter und Wolfgang, die sich in unzähligen Stunden für das Vorhaben engagierten,

ein herzliches Dankeschön sagen.

Dieser Dank schließt die Düsseldorfer Stadt-Sparkasse mit ein, die die
Finanzierung des Umbaus in einer schwierigen finanziellen Situation
übernommen hat.

Uunterschrift Josef Kürten Unterschrift Gerd Högener
Josef Kürten           

Oberbürgermeister

Gerd Högener           

Oberstadtdirektor


Haus Spilles aus der Sicht des Jugendamtes

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1. 1 Chronologie der Planung

Der Vorschlag, den damals als Mietwohnungen und als Getränkeverlag
genutzten, in städtischem Eigentum stehenden Gebäudekomplex Haus
Spilles als Bürgerhaus einzurichten, wurde vom damaligen Vorsitzenden
der SPD-Benrath/Urdenbach, Dr. Hartmut Görgens, am 10. Oktober 1973
erstmals der Öffentlichkeit unterbreitet.

Mitte 1974 wandte sich der Initiativkreis „Jugend in Benrath e. V. “ an das Jugendamt und die Öffentlichkeit. Er wies auf die großen Freizeitprobleme vieler Benrather Kinder und Jugendlicher hin. Die Initiative forderte die Schaffung eines selbstverwalteten Jugendzentrums. Daraufhin fanden eine gemeinsame Überprüfung der Freizeitsituation durch eine Bedarfsanalyse des Jugendamtes und eine vom „IK“ durchgeführte Fragebogenaktion statt.

Ergebnis:

Die Schaffung eines weiteren Jugendzentrums in Benrath ist als dringlich
anzusehen. Haus Spilles ist für diesen Zweck hervorragend geeignet.

21. 06. 1974

Der „IK“ stellt sich und sein Anliegen in der Benrather Bezirksvertretung vor.

10. 12. 1974

Der Jugendwohlfahrtsausschuß beauftragt die Verwaltung, gemeinsam mit dem „IK“ die Nutzung von Haus Spilles für Zwecke der Jugendarbeit weiterzuverfolgen und die Kosten zu ermitteln.

1975

Erarbeitung des Raumprogrammes durch „IK“ und Jugendpfleger als Grundlage für eine Kostenschätzung.

16. 02. 1976/18. 05. 1976

Haus Spilles steht auf der Tagesordnung von Jugendwohlfahrtsausschußsitzungen. Ergebnis einer groben Kostenschätzung des Hochbauamtes sind Baukosten in Höhe von DM 3.150.
000 von denen ein erheblicher Kostenanteil der Aufgabe „Denkmalschutz“ zuzuordnen ist. Der JWA beauftragt die Verwaltung, kostengünstigere Möglichkeiten zu finden.

25. 06. 76

Die Bezirksvertretung 9 beschließt eine Empfehlung an den JWA, daß dieser
durch einen positiven Beschluß die Voraussetzung für einen
Planungsauftrag durch den Rat der Stadt Düsseldorf schaffen möge.

11. 10. 76

Bei einem Ortstermin zwischen den Spitzen der Verwaltung wird vereinbart, daß der Veranstaltungsbereich aus Kostengründen im Schulzentrum an der Wimpfener Straße untergebracht werden soll. Es kommt zu einem Beschluß der zuständigen politischen Gremien.

15. 12. 77

Erteilung des Planungsauftrages durch den Rat.

08. 11. 79

Baubeschluß des Rates auf der Kostengrundlage von 2. 038. 392, – DM vorbehaltlich der Bewilligung eines Landeszuschusses. Die Einrichtung soll in städtischer Trägerschaft betrieben werden. Zur Rolle des „IK“ heißt es in diesem Beschluß:

„Das Jugendamt beabsichtigt, die städt. Einrichtung in enger Zusammenarbeit mit dem Initiativkreis „Jugend in Benrath e. V. “ zu betreiben, der seit 2 Jahren mit Unterstützung des Jugendamtes ein
selbstverwaltetes Jugendzentrum an der Weststr. 7 in Benrath unterhält“.

Juli 1980

Durch den Bewilligungsbescheid des Landschaftsverbandes sind die
Voraussetzungen für den Umbaubeginn nunmehr erfüllt. Der Beginn der
Umbauarbeiten ist für den Herbst 1980 vorgesehen.

14. 08. 80

Der Rat beschließt die Verwendung des für Haus Spilles zugesagten
Landeszuschusses für die sich ebenfalls in der Planung befindliche
Jugendfreizeiteinrichtung in einem vorgesehenen Schulzentrum an der
Lewitt-straße (Oberkassel), damit sich der Beginn der Bauarbeiten der
gesamten Schule nicht verzögert. Er geht davon aus, daß der für diese
Einrichtung beantragte Landeszuschuß 1981 gewährt wird und dann dem
Jugendzentrum zugute kommt.

Unabhängig hiervon soll mit dem Umbau von Haus Spilles 1981 endlich begonnen werden.

06. 05. 1981

Der JWA beschließt nach bewegter und teilweise kontrovers geführter
Diskussion das für Düsseldorf bislang einmalige Kooperationsmodell
zwischen dem Initiativkreis „Jugend in Benrath e. V. “ und dem Jugendamt.

Juli 1981

Wegen der äußerst angespannten Finanzlage ist die Finanzierung von Haus
Spilles gefährdet. In dieser Situation stellt die Stadt-Sparkasse für den Umbau 1, 6 Millionen DM zur Verfügung. Auf dieser Grundlage beschließt der Rat der Stadt am 16. 7. 1981 die Durchführung der Baumaßnahme.

Wegen des erheblich reduzierten Ansatzes muß die Planung nochmal (der „IK“ wird hierbei einbezogen) mit dem Ziel einer deutlichen Kostenreduzierung überarbeitet werden.

Ein Baukostenzuschuß des Landes ist nicht zu erwarten.

Dezember 1981

Beginn der Umbauarbeiten

Juni 1983

Eröffnung der Einrichtung durch den Herrn Oberbürgermeister Josef Kürten.


1. 2 Raumprogramm Remise:

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Remise: Café 67 m2
  Galerie 36 m2
  Keller 14 m2
Haupthaus: Übungsraum im Keller 13 m2
Parterre: Werkraum 24,5 m2
  Lager für Werkraum 13,2 m2
  Tonkammer mit Brennofen 12,3 m2
1. Etage: Küche 26 m2
  Spiel- und Bastelraum 24 m2
  Aktionsraum 27 m2
  Gruppenraum 27 m2
  Abstellkammer 2 m2
2. Etage: Fotolabor 19 m2
  Mitarbeiterbüro 26 m2
  IK-Büro 13 m2
  Besprechungszimmer 10 m2
  Aufenthaltsraum 11 m2
  Lager 12 m2
  Putzkammer 10 m2
    387 m2

Außengelände

Nicht enthalten sind folgende Räumlichkeiten:

  • Getränkelager und Lagerraum in der Remise
  • Toiletten im Erdgeschoß
  • Diverse Kellerräume
  • Flure
  • Speicher

1. 3 Kosten

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Die Gesamtkosten belaufen sich auf 1, 6 Millionen DM, von denen 57. 000, – DM für die Inneneinrichtung zur Verfügung stehen.

1. 4 Mitarbeiter*innen

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Zwei Sozialpädagogen, eine Sozialpädagogin, eine Halbtagsstelle für Hausmeisterfunktion und Cafeteriabewirtschaftung, sechs nebenamtliche Mitarbeiter*innen.

1. 5 Nutzungskonzept

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Wie aus dem Raumprogramm zu ersehen ist, sind die Nutzungsmöglichkeiten der gesamten Einrichtung vielfältig und decken ein großes Spektrum potentieller Interessen der Besucher*innen ab. In welchem Umfange diese Möglichkeiten genutzt werden, hängt maßgeblich vom Interesse und der Initiative der Besucher*innen ab. Die Mitarbeiter*innen verstehen sich nicht als Anbieter*innen und Macher*innen, sondern als Berater*innen, die organisatorische und inhaltliche Hilfen anbieten bei der Realisierung vorhandener Vorstellungen. Die Jugendlichen haben die Möglichkeit zu erfahren, daß es mehr Spaß macht, selbst etwas auf die Beine zu stellen als zu konsumieren. Da das Kooperationsmodell gute Voraussetzungen für demokratische Strukturen bietet, kann sich die Einrichtung zu einem wichtigen Übungsfeld für das Erlernen demokratischer Spielregeln entwickeln.

Es ist darauf verzichtet worden, für eine komplette Inneneinrichtung am Tage der Eröffnung zu sorgen. Die Vervollständigung soll schrittweise unter Einbeziehung der Besucher*innen erfolgen.

Basisangebot der Einrichtung ist die Cafeteria, die auf drei Ebenen aufgeteilt, so intensiv wie möglich genutzt werden soll.

Größere Veranstaltungen finden weiterhin im „Spektakulum“ statt, kleinere in der Cafeteria. Parallel zum Cafeteriabetrieb ist nach Absprache und Regelung durch den Beirat eine umfassende Nutzung der Räumlichkeiten des Haupthauses möglich.

Unterschrift Karl Ranz Unterschrift Paul Saatkamp
Karl Ranz           

Jugend- und Sozialdezernent

Paul Saatkamp           

Direktor des Jugendamtes


1. 6 Kooperationsmodell zwischen dem Initiativkreis „Jugend in Benrath e. V.“ und dem Jugendamt der Stadt Düsseldorf (Beschluß des JWA vom 6. 5. 81)

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Präambel

Mit der Eröffnung des Veranstaltungsbereiches des späteren Jugendzentrums Haus Spilles ist ein Teil des Raumprogramms verwirklicht. Die langjährige Planung dieser Einrichtung erfolgte in enger Zusammenarbeit zwischen dem Jugendamt und Jugendlichen, die sich im
Initiativkreis „Jugend in Benrath e. V.“ zusammengeschlossen haben. Der Initiativkreis Benrath hatte sich erstmals im Jahre 1974 an das Jugendamt und die Öffentlichkeit gewandt und auf die unbestrittene Dringlichkeit der Schaffung einer weiteren Jugendeinrichtung in Benrath hingewiesen. Seitdem kämpft er für die Realisierung dieser Planung in Selbstverwaltung. Der Rat der Stadt hat jedoch im Grundsatzbeschluß vom 15. 12. 77 beschlossen, daß die Einrichtung in städt. Trägerschaft betrieben werden soll. Hinsichtlich der Rolle des Initiativkreises heißt es in diesem Grundsatzbeschluß: „Das Jugendamt beabsichtigt, die städt. Jugendfreizeiteinrichtung in enger Zusammenarbeit mit dem Initiativkreis Benrath e. V. zu betreiben, der seit zwei Jahren mit Unterstützung des Jugendamtes ein selbstverwaltetes Jugendzentrum an der Weststraße 7 in Benrath unterhält“.

Grundsätzlich sind sich Jugendamt und IK einig, daß ein Höchstmaß an Selbstverantwortung und Selbstbestimmung der Jugendlichen erreicht werden soll. Demzufolge sollen Mitarbeiter*innen sich stärker als Berater*innen verstehen und behilflich sein bei der Realisierung von Vorstellungen und Ideen. Sie sollen nicht in die Rolle der „Macher*innen“, „Aufpasser*innen“ und „Akteur*innen“ kommen, die für alles zuständig sind.

Es bestand Übereinstimmung in der Prognose, daß die angestrebte Form
dieser Zusammenarbeit eine große Bedeutung auch für die weitere Entwicklung des Gedankens der Selbstverwaltung innerhalb der Jugendarbeit in Düsseldorf hat. Eine günstige Prognose ist deshalb angebracht, weil

  • ein solides Vertrauensverhältnis zwischen den verantwortlichen Vertretern des Initiativkreises und dem Jugendamt besteht,
  • viele Jugendliche und ehemalige Jugendliche im Lernfeld an der
    Weststraße wichtige Erfahrungen sammeln konnten und sehr stark für diese Form der Zusammenarbeit motiviert sind.

Der Initiativkreis ist darüber informiert, daß die Kompetenz anderer Ämter
sowie allgemein gültiger Verwaltungsrichtlinien gewahrt bleiben muß und
daß sich das Jugendamt in einem schwerer wiegenden Konfliktfalle die
Entscheidung vorbehält.


Vereinbarungen:

1. Das Jugendzentrum wird in städt. Trägerschaft betrieben.

2. Der IK behält seinen Status als Verein und anerkannter Träger der Jugendarbeit nach § 9 JWG.

3. In dieser Eigenschaft wird es ihm abweichend von der bisherigen Praxis ermöglicht, eigene Angebote in den Räumlichkeiten an der Wimpfener Straße und später an der Schloßparkstraße zu machen und zu verantworten. Im Veranstaltungsbereich an der Wimpfener Straße erhalten die anderen anerkannten freien Träger der Jugendarbeit in Benrath auf der Grundlage eines Überlassungsvertrages ebenfalls diese Möglichkeit.

4. Der IK erhält an diesen Tagen im Rahmen einer Überlassungsvereinbarung das Hausrecht. Er verantwortet die Arbeit und haftet für sie.

5. Für Veranstaltungen sollen dem IK im angemessenen Rahmen eigene Mittel zur Verfügung stehen. Aufgrund der begrenzten finanziellen Möglichkeiten des IK übernimmt die Stadt bei abgesprochenen Veranstaltungen an der Wimpfener Straße eine Ausfallbürgschaft. Selbstverständlich wird angestrebt, daß die Einnahmen weitgehend die Kosten decken.

6. Es soll ein Beirat gebildet werden, der sich wie folgt zusammensetzt:

4 städt. Mitarbeiter*innen (1 hauptamtlicher Mitarbeiter*in, 3 nebenamtliche Mitarbeiter*innen)

4 durch die Vollversammlung gewählte Vertreter, die allerdings aktiv in einer Arbeitsgemeinschaft tätig sein müssen.

Aufgaben des Beirates:

  • Aufstellung der Hausordnung,
  • Beschlußfassung über Hausverbote (Entscheidung liegt beim Jugendamt),
  • Vergabe der Räume (Terminplanung),
  • Vorbereitung der Vollversammlung, Beschlüsse vorbereiten,
  • Beschlüsse der Vollversammlung durchführen,
  • Koordinierung der Programmplanung,
  • Verteilung, Zuordnung des Etats,
  • Beteiligung an Einstellungsgesprächen und Votum bei Personaleinstellungen (Entscheidung liegt beim Jugendamt),
  • Informationspflicht gegenüber der Vollversammlung.
  • Der Beirat tagt in der Regel öffentlich.

Entsteht bei einer zu treffenden Entscheidung ein Patt, dann wird der Jugendpfleger als Berater hinzugezogen.

Findet ein Antrag auch dann noch keine Mehrheit, so gilt er als nicht angenommen.

Ein Vertreter des Beirats (von den Besuchern) soll bei bestimmten Veranstaltungen den Schlüssel erhalten.

Aufgabe der Vollversammlung

  • Mitspracherecht über Art und Inhalte von Programmen,
  • Mitspracherecht über den Etat,
  • Mitwirkung bei Veränderung der Innenausstattung bzw. -gestaltung,
  • Mißtrauensanträge gegenüber Beiratsmitgliedern,
  • Wahl von Beiratsmitgliedern.

7. Es besteht Einigkeit, daß keine einseitigen parteipolitischen Aktivitäten im Hause stattfinden können.


2. Haus Spilles aus der Sicht des Initiativkreises „Jugend in Benrath e. V.1973

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Im Mai ergriffen einige Mitglieder des kommunalpolitischen Arbeitskreises des SPD-Ortsvereins Benrath/ Urdenbach die Initiative, in Benrath im Haus Spilles ein Jugendzentrum hauptsächlich für die nichtorganisierten Jugendlichen zu schaffen. Diese Initiative war jedoch nicht nur eine Erfindung des SPD-Ortsvereins, sondern entstand gleichzeitig aus den Forderungen einzelner, aktiver Jugendlicher. Für das schon zu dieser Zeit der Stadt gehörende denkmalgeschützte „Haus Spilles“ gab es von seiten der politischen Gremien und der Verwaltung noch keinen Beschluß über den zukünftigen Verwendungszweck. Der gegründete, jetzt überparteiliche Initiativkreis „Jugend in Benrath“ („IK“) forderte Haus Spilles als selbstverwaltetes Jugend- und Altenzentrum.

19. 01. 1974

Zum ersten Mal wurde seitens des Initiativkreises „Jugend in Benrath“ e. V. „Haus Spilles“ als selbstverwaltetes Jugendzentrum öffentlich gefordert und die Bevölkerung aufgerufen, diese Forderung zu unterstützen.

Ende Januar 1974

Das Jugendamt sagte dem Initiativkreis wohlwollende Prüfung gegenüber dem Projekt „Haus Spilles als Jugendzentrum“ zu.

Jugendamt: „Schwierig sei die Raumfrage, denn bis diesbezüglich der angestrebten Umwandlung von ‚Haus Spilles‘ eine Entscheidung zu erwarten sei, vergeht noch soviel Zeit, daß eine Zwischenlösung gefunden werden müsse.“

Benraths Verwaltungsdirektor Fühles sagte auch Unterstützung im Rahmen des Möglichen seitens der Bezirksverwaltung zu.

07. 02. 1974

Die Junge Union (Jugendverband der CDU) unterstützt die Forderung „Haus Spilles“ als selbstverwaltetes Jugendzentrum und ruft zur Mitarbeit im Initiativkreis „Jugend in Benrath“ e. V. auf.

12. 03. 1974

Die Forderung des Initiativkreises „Jugend in Benrath“ e. V., daß das alte Benrather Krankenhaus zu einem Bürgerzentrum oder aber Altenzentrum umfunktioniert werden soll, wird vom Krankenhausausschuß abgelehnt.

Das Gesundheitsamt äußerte keine Bedenken gegen eine Alten- und Jugendeinrichtung im „Haus Spilles“.

April 1974

Die Verwaltung setzt den Initiativkreis davon in Kenntnis, daß Alten- und Jugendeinrichtungen aus bautechnischen Erfordernissen und Gründen nicht nebeneinander (im gleichen Gebäude) existieren können. Somit stellte der Initiativkreis die Forderung „Haus Spilles als selbstverwaltetes Jugendzentrum“.

29. 06. 1974

Die Jungdemokraten (ein liberaler Jugendverband mit großer Anbindung an die F.D.P.) begrüßen die Aktivitäten des Intitiativkreises „Jugend in Benrath“ e. V. zur Errichtung eines Jugendzentrums in Selbstverwaltung.

21. 04. 1975

Der Gewölbekeller in der Orangerie Benrath wird an einem Tag der Woche zu einem provisorischen Jugendzentrum.

19. 07. 1975

Ein altes leerstehendes städtisches Wohnhaus an der Weststraße 7 wird dem Initiativkreis „Jugend in Benrath“ e. V. übergeben, der hieraus „so gut es geht“ ein provisorisches, selbstverwaltetes Jugendzentrum macht.

29. 08. 1975

Die Auswertung der ersten umfangreichen Befragung Benrather Jugendlicher (ca. 10 % der in Benrath lebenden Jugendlichen) ergab unter vielen anderen Resultaten, daß sich 71, 6 % der Jugend für ein selbstverwaltetes Jugendzentrum „Haus Spilles“ aussprachen.

Das Ergebnis der Fragebogenaktion wurde Grundlage für das spätere Raumprogramm für „Haus Spilles“.

1975 Jahr des Denkmalschutzes…

Die Verwaltung propagiert: „Haus Spilles ist bald Jugendzentrum. “ Aufgrund der Forderung Benrather Jugendlicher „Haus Spilles“ zu einem Jugendzentrum umzubauen, wurde das Jugendamt beauftragt, die Frage zu prüfen, inwieweit sich solche Pläne bei „Haus Spilles“ verwirklichen lassen. Diese Überprüfung ist nach Auskunft des Jugendamtes inzwischen erfolgt und man ist dabei zu dem Ergebnis gekommen, daß sich eine Jugendfreizeitstätte im „Haus Spilles“ verwirklichen lasse.

1976

Der Initiativkreis „Jugend in Benrath“ e. V. erarbeitet in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt ein Raumprogramm für ein Jugendzentrum auf dem Anwesen „Haus Spilles“. Der von der Verwaltung beauftragte Architekt schätzt die Umbaukosten dieses Projekts auf über 3. 000. 000, – DM.

Die Verwaltung teilte dem Initiativkreis mit, daß aufgrund dieser Kostenschätzung es sehr unwahrscheinlich ist, daß „Haus Spilles“ zu einem Jugendzentrum umgebaut werden könnte. Daraufhin wurden gemeinsame Überlegungen angestellt, mit dem Ziel, die Kosten entscheidend zu senken. Der Initiativkreis „Jugend in Benrath“ e. V. gab daraufhin einem Architekten den Auftrag, eine differenzierte neue Kostenschätzung zu erarbeiten. Diese Kostenschätzung belief sich auf etwas über 2. 000. 000, – DM und wurde auch von sehen der Stadtverwaltung anerkannt. Damit hatte der Initiativkreis „Jugend in Benrath“ e. V. zum ersten Mal das Projekt „Haus Spilles als Jugendzentrum“ gerettet.

November 1977

Der Rat der Stadt Düsseldorf beschloß den Planungsauftrag für den Umbau von „Haus Spilles“ zu einem Jugendzentrum und stellte für diesen Umbau 1.000.000, – DM bereit. Die Stadtverwaltung veröffentlichte, daß der Umbau und die Restaurierung 1978 in Angriff genommen würde und mit der Fertigstellung 1979/1980 zu rechnen sei.

1978/1979

In diesen Zeitabschnitt fiel die gemeinsam mit dem Jugendamt erarbeitete Planung des Umbaus von „Haus Spilles“. Jugendamt, Initiativkreis, Bauverwaltung und der Architekt diskutierten, veränderten und erarbeiteten gemeinsam die Entwürfe für den Umbau „Haus Spilles als Jugendzentrum“. In dieser Zeit fiel aber auch der alle Beteiligten desillusionierende, die Jugend aber besonders treffende Ratsbeschluß, das Projekt um wiederum ein Jahr zu verschieben.

April 1980

Einen Zuschuß in Höhe von 700.000, – DM hat der Landschaftsverband für den Umbau der alten Benrather Posthalterei „Haus Spilles“ in ein Jugendzentrum gewährt. Bei der städtischen Verwaltung rechnet man damit, daß mit dem Beginn der Umbauarbeiten des „Hauses Spilles“ im Frühherbst 1980 gerechnet werden kann. Auf dem Gelände „Haus Spilles“ wurde die einsturzgefährdete Remise abgerissen. Damit wurde sozusagen der Umbaubeginn eingeleitet.

August 1980

Der Initiativkreis „Jugend in Benrath“ e. V. erarbeitet in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt Mitwirkungsmodelle über inhaltliche und verwaltungstechnische Mitgestaltungsmöglichkeiten der künftigen Besucher des Jugendzentrums „Haus Spilles“ und dessen Veranstaltungsbereich Wimpfener Straße.

Am 14. 08. 1980 beschließt der Rat der Stadt Düsseldorf die Umpolung der bereits genehmigten Landesmittel von „Haus Spilles“ für die Oberkasseler Jugendfreizeiteinrichtung Lewittstraße, so daß der Umbaubeginn stark gefährdet schien, aber auf jeden Fall konnte mit dem Umbaubeginn von „Haus Spilles“ nicht mehr im Herbst dieses Jahres gerechnet werden.

Unterschriftenaktionen, Proteste der Benrather Bevölkerung, offene Briefe, Informationsstände, 1. 200 Unterschriften, Korrespondenz und Gespräche mit Politiker*innen wurden vom Initiativkreis initiiert, um „Haus Spilles als Jugendzentrum“ zu retten und so schnell wie möglich für die Jugendlichen des Düsseldorfer Südens zu erlangen. Alle drei Ratsfraktionen gaben dem Initiativkreis „Jugend in Benrath“ e. V. die Zusage, daß der Umbaubeginn von „Haus Spilles“ zu einem Jugendzentrum in jedem Fall 1981 stattfindet.

November 1980

Der Veranstaltungsbereich an der Wimpfener Straße, das „Spektakulum“ steht kurz vor der Vollendung. Mitarbeiter*innen des Jugendamtes, Schülersprecher*innen und Mitglieder des Initiativkreises erarbeiten Veranstaltungen.

17. 01. 1981

Eröffnung eines Teilbereiches vom Jugendzentrum Haus Spilles, dem Veranstaltungsbereich Wimpfener Straße „Spektakulum“ unter Beteiligung des Jugendamtes, des Schülersprechers des Schloßgymnasiums und vielen Mitgliedern des Initiativkreises „Jugend in Benrath“ e. V.

März 1981

Der Jugendwohlfahrtsausschuß stimmt dem mit dem Jugendamt ausgehandelten Kompromiß (Kooperationsmodell) über die Mitwirkung im „Spektakulum“ später im „Haus Spilles“ nicht zu. Das vorgelegte Kooperationsmodell wird aus rechtlichen Bedenken abgelehnt. Daraufhin beschließt der IK den Boykott des Spektakulum-Programms und führt alternativ Programme im Jugendzentrum an der Weststraße 7 durch. Die Aktion wird ein voller Erfolg. Auf einer Podiumsdiskussion können die Bedenken der CDU ausgeräumt werden. Das Kooperationsmodell wird im JWA verabschiedet.

März 1983

Der IK beschließt, das Jugendzentrum an der Weststraße aus baulichen und hygienischen Gründen ganz zu schließen, nachdem das Haus bereits zuvor seit einigen Monaten für die Öffentlichkeit geschlossen war. Geldmittel für Renovierungen lassen sich wegen der bevorstehenden Eröffnung von „Haus Spilles“ nicht mehr vertreten. Das Anwesen wird dem Liegenschaftsamt übergeben und abgerissen.

Unterschrift Josef Engelbertz

Josef Engelbertz, 1. Vorsitzender


Zur älteren Postgeschichte und zur Geschichte von Haus Spilles, einer früheren Posthalterei in Benrath.

Zusammengestellt von Theo Fühles, Leiter der Bezirksverwaltungsstelle 9

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Als ich mich daranmachte, die Geschichte der alten Posthalterei in Benrath zu verfolgen, wurde mir deutlich, daß diese nur in Zusammenhang mit der früheren Postgeschichte unseres Landes zu sehen ist und eine Einordnung auch die Schilderung des Postwesens voraussetzt.

Dokumente und Nachrichten über die Anfänge der Post in Benrath waren leider nur spärlich aufzufinden. Wir können aber die folgenden Ermittlungen aufgrund von Aussagen zur Postgeschichte Düsseldorfs, des Bergischen Landes und der sonstigen Nachbarschaft als gesichert ansehen.

Die Entstehung des Postwesens

„Jahrhunderte, bevor die Posten aufkamen, bestanden in den deutschen Ländern Botenanstalten. Sie waren teils von der Staatsgewalt, teils von kaufmännischen, wissenschaftlichen oder politischen Körperschaften,
teils auch von einzelnen Privatunternehmern eingerichtet, „
so berichtet der Generalpostmeister Stephan (Berlin 1859) in seiner Geschichte der Preußischen Post über das frühere Postwesen, Beliebt und sehr genutzt waren in der Frühzeit der Post die sogenannten „Metzgerposten“. Private Briefe wurden gegen entsprechendes Entgelt Reisenden, Krämern aber besonders auf Viehkauf die Lande durchwandernden „Metzgern“ mitgegeben. Deren Ankunft bei Herbergen wurde bereits durch kleine Waldhörner angekündigt.

1504 wurde die erste nachweisliche Postverbindung als kaiserliche Reichspost (Thurn und Taxis) errichtet, die das königliche Hoflager zwischen den Niederlanden mit der Residenz des Kaisers in Wien und den Höfen der Könige Frankreichs und Spaniens verband. Ab 1623 sind Briefbotenposten zwischen Emmerich und Frankfurt am Main und weiter zu verfolgen. 1668 wurde in Düsseldorf Johann Maurenbrecher vom Pfalzgrafen Philipp Wilhelm die landesherrlichen Fahrposten zwischen Düsseldorf und Köln als vererbliches Privileg übertragen, nachdem er seit 1623 bereits regelmäßige Fahrposten von Düsseldorf nach Aachen und Wesel betreiben durfte. Herzog Philipp Wilhelm, Pfalzgraf bei Rhein, gab dazu am 8. Juni 1668 folgenden Erlaß zu Grimlinghausen:

Erlass von Herzog Philipp Wilhelm

Man wird daraus schließen dürfen, daß der Postwagen schon vor dem Privileg in Betrieb war, aber jetzt ein besonderes Vorrecht erhielt, sehr zum
Ärger der übrigen Fuhrleute Düsseldorfs, die in einer Beschwerde von 1672 sich über eine derartige Beschränkung ihres Gewerbes beklagten und im übrigen Maurenbrecher beschuldigten, alle Fuhren und Frachten an sich zu ziehen. Indem sie ihn als einen „der reformierten Religion zugetanen Menschen“ zeichneten, suchten sie bei dem streng kath. Pfalzgrafen gegen ihn Stimmung zu machen, was ihnen aber nicht gelang.

Später, und zwar im Jahre 1675, wurde die Nordstrecke bis Nymwegen ausgedehnt und brachte eine gute Verbindung nach Holland. Nebst Passagieren wurden in den sogenannten „Postkarrig“ auch deren Güter und Gepäck befördert. 1739 konnte man in 3 Tagen von Düsseldorf nach Amsterdam reisen. Die eintägige Fahrt nach Aachen kostete 1 Reichstaler und Unkosten für Zehrung und Nachtquartier.

Die Kölner Linie wurde 1698 an Reinhard und Johann Dietrich Maurenbrecher auf 24 Jahre verpachtet. Im Sommer sollten danach täglich 2 Postwagen und ein Rollwagen nach Köln und zurück verkehren. Später ging das Recht teilweise an Hermann Kremer bzw. noch später an Herrn Rettig über, so daß fast der gesamte Fahrpost betrieb in den Händen der Familien Maurenbrecher und Rettig gelegen hat.

Posttaxen


Posttaxen gemäß Verordnung vom 16. Oktober 1698 
Daneben verkehrte auf der Route Frankfurt-Köln auch die Thurn- und Taxissche Reichspost, die 1730 den Postbetrieb an das Reichsnetz anschloß und die Strecke bis Düsseldorf verlängerte. In einer im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf aufbewahrten Posttaxordnung, die auf das Jahr 1698 hinweist, sind jedoch schon die „Taxen für Personen und Pferd für die Strecke von Mannheim über Köln, Opladen nach Düsseldorf“ aufgeführt, so daß zu dieser Zeit schon regelmäßiger Postverkehr an Benrath vorbei bestand. Damals stand noch das alte Wasserschloß. Die heutige B 8 (Bonner Straße / Koblenzer Straße) führte noch nicht nördlich um den Schloßweiher herum, sondern nach Plänen von 1713/1727/1751 südwestlich am Rheinufer vorbei bis Urdenbach, dann in Höhe Rittersbergstraße/Lüderitzstraße zur Koblenzer Straße. Mitten durch den Park führte aber ein Weg in Höhe Einmündung Pigageallee zum alten Wasserschloß und weiter zur Wallfahrtskapelle am Schwarzen Weg. Eines der alten Straßenbrückchen ist noch heute im Park zu erkennen. Es ist daher sicher anzunehmen, daß die Postfahrzeuge auf dem Weg nach Obladen (oder noch früher: Ublaten) Post und Gäste auch für das Schloß ablieferten, sofern dies nicht Privatposten besorgten.

Karte von 1751

Karte von 1751


Den Brüdern Maurenbrecher war es durch Privileg gestattet, Postwagen, Rollwagen, Chaisen, Berliner Karossen und anderes Gefährt mit 4 Rädern und 2 Pferden zu führen. Innerhalb der Stadt wurden statt der Fuhrwerke teils Portechaisen benutzt. Unter Joh. Wilhelm hatte der Hofsattler Thiel die Berechtigung, 14 Tragsessel zu halten. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts gab es noch Sesselträger in der Stadt Düsseldorf. Maurenbrecher hatte sein Stammhaus in der Zollstraße (En de Kanon).

Einen Fahrplan können wir dem „Oekonomischen Taschenkalender für 1795“, der in Düsseldorf bei Joh. Godfrid Vögemann erschien, entnehmen.

Hierin ist über die uns interessierende Linie folgendes gesagt:

„Nach Cöln über Mühlheim und Deutz in der Carlstadt im Kais. Reichs fahrenden Posthauß, samstags über Dormagen, montags und mittwochs über Opladen, Mühlheim und Deutz, donnerstags über Dorma-gen, samstags über Opladen geht, korrespondiert mit dem Frankfurter Wagen. Nach Cöln auf der Citadelle bei H. Rettig, alle Tage, wie bekannt, korrespondiert mit allen aus Cöln abfahrenden Postwagen. Nach Solingen geht ab hier (Df. ) morgens 7 Uhr mittwochs und samstags in vorgemelten Kais. Posthauß über Langenfeld und kommt andern Tags wieder hierher zurück“.

1780 war das Kaiserliche Königliche Oberpostamt (im Besitz der Thurn- und Taxis-Verwaltung) am Burgplatz, später an der Liefergasse bzw. am Karlplatz (Bilker Straße) und das Ober-Postamt am Maxplatz (Poststraße) untergebracht. 1858 siedelten beide zur Haroldstraße/Kasernenstraße über.

Als Napoleon nach 1795 das Rheinland besetzte, war der Postbetrieb, auch der von Maurenbrecher, sehr gehindert. Das Haus Thurn und Taxis verlor 1806 das Postregal; Joachim Murat errichtete eine eigene Landespost. Napoleon erließ 1806 das Bergische Postgesetz und am 25. 02. 1809 die Bergische Postordnung. Sitz der Landespost wurde Düsseldorf. Eines der 6 Arrondissements der neuen Verwaltungseinteilung von Kleve und Berg wurde Düsseldorf. Hierzu gehörte dann Benrath.

In einem Zeitungsartikel „Die Sippe der Maurenbrecher“ von Georg Spickhoff wird folgende lustige Begebenheit geschildert:

„Eines Tages, so wird erzählt, ritt Murat mit großer Suite vom Schloß Benrath, wo er meist wohnte, nach Düsseldorf Er rief seinen Postmeister Maurenbrecher zu sich und unterhielt sich mit ihm im Weiterreiten. Einem der besten Reiter der französischen Armee wollte er anscheinend M. seine Meisterschaft im Reiten zeigen und sprengte plötzlich mit rasender Schnelligkeit weiter. Der Postmeister aber, auch als tüchtiger Reiter bekannt, wich nicht von seiner Seite, und auf schaumbedeckten Rossen langten beide dicht nebeneinander vor dem Stadttor in Düsseldorf an, während das Gefolge weiter zurückgebliegen war. „

18 Minuten soll dieser Ritt gedauert haben (Hans Stöcker in RP vom 06. 08. 66) Ab 1808 wurde, nachdem Murat König von Neapel geworden war, das Großherzogtum Berg von Napoleon selbst regiert. Die Postanstalten nannten sich dann Kaiserlich-Französische-Postämter. 1810 wurde das Großherzogtum nach französischem Vorbild in 4 Departements eingeteilt. Zum Rheindepartement gehörte auch der Bezirk Düsseldorf u. a. mit dem Kanton Richrath, zu dem auch die Municipalität Benrath zählte. Als Napoleon 1813 über den Rhein zurückgeschlagen wurde, ging die Zeit des Großherzogtums Berg zu Ende. In einer Übergangszeit gilt bis 1816 wieder die Verwaltung der Post durch die Fürstliche Thurn- und Taxissche Generalpostdirektion in Frankfurt. Am 04. 06. 1816 entsagt der Fürst Karl Alexander von Thurn und Taxis der Ausübung des Postregals in Berg und erhält als Entschädigung das Fürstentum Krotoschin in Posen. Die alten Herzogtümer in Kleve, Berg und Jülich gehen 1822 in die Rheinprovinz über.

Ab 1816 untersteht das Oberpostamt dem Königlich Preuß. Generalpostamt in Berlin. Oberpostdirektor war wiederum ein Maurenbrecher. Im Regierungsbezirk Düsseldorf ist die OPD Düsseldorf seit dem 1. 1. 1850 Mittelinstanz für das Post- und Telegraphenwesen. Heinrich Oskar Friedrich (1850-1879) löste die Maurenbrecher-Dynastie ab. Seit 1920 wird die Oberpostdirektion von einem Präsidenten geleitet; 1973 übernahm Dr. Walther Kohl dieses Amt.

Die Benrather Posthalterei

In die Zeit von der Jahrhundertwende 1800 bis 1850 fällt auch das Vorhandensein und die Bedeutung der Posthalterei in Benrath. Erste Pläne der Baulichkeiten auf dem Grundstück Benrather Schloßallee 93 (Haus Spilles) stammen aus 1797. Erstmals sind in dem Plan von Wiebeking Gebäulichkeiten auf der Nordseite der Benrather Schloßallee zu ersehen. Das Schloß war 1770 fertiggestellt worden. Es lag gewiß nahe, nunmehr auch für Beförderungs- und Übernachtungsmöglichkeiten des Personenkreises außerhalb der Hofhaltung entsprechende Möglichkeiten einzurichten. Der Baustil der Fachwerkremise sowie der Umstand, daß die Remise eine Barock-Vorsatzfassade hatte, läßt vermuten, daß nach dem
Bau des neuen Benrather Jagdschlosses, etwa um 1780 eine Pferdewechselstation geschaffen wurde. Die Fassade an der dem Schloß
zugekehrten Giebelfront wurde kaschiert, um so das damals als ärmlich angesehene Fachwerk zu verdecken. (H. Milles 1980 in „Haus Spilles aus der Sicht des Denkmalschutzes“)

Im Plan von 1771 (Brosy) sind Gebäude noch nicht eingetragen; aber in
einem Plan von Wiebel/Couven aus dem Jahre 1806 (Original im Hauptstaatsarchiv) sind erstmals ganz klar die Gebäulichkeiten zu erkennen und zwar Haupthaus und Nebenflügel (Remisen). Planunterlagen von 1819 von Windgassen gezeichnet nach Unterlagen von 1806, zeigen ebenfalls die Gebäude und bringen erst- und einmalig die Bezeichnung „Posthalterexpedition“. Eingezeichnet ist in den 1806-Plänen auch das Nachbargebäude „Zur Linde“. Der erste Bau muß um 1801 (laut Hausinschrift) erstellt worden sein. Es ergibt sich aus der zeichnerischen Darstellung des Gesamtkomplexes, daß Spilles und „Zur Linde“ früher evtl. eine wirtschaftliche Einheit gewesen sein könnten.

Nachdem das Fürstlich Thurn- und Taxissche Zentralarchiv auf Anfrage am 29. 12. 1982 mitgeteilt hat, daß zu Zeiten der Kaiserlichen Reichspost vor 1806 keine Stationsakten von Benrath vorliegen, ist anzunehmen, daß die Station erst unter Napoleon errichtet worden ist. Jedenfalls ist bestätigt, daß vom 1. 12. 1813 bis 1. 7. 1816 eine Fürstlich Thurn- und Taxissche Postanstalt eingerichtet war, die spätere (1816) Königlich Preußische Postanstalt. In einer Einwohnerliste Benraths von 1814, entnommen aus einem Adreßbuch, welches als „Taschenbuch überall bei den Herren Kommissairen und im Buchladen für 2 Thaler erhältlich“ war, und im Düsseldorfer Adreßbuch von 1828 finden wir Josef Heubes, den Bruder von Pastor Heubes (Pfarrer an St. Cäcilia von 1804-1863), als Postwärter und Gastwirth verzeichnet. 1835 war der Bürgermeister Fr. Adolph Schieß Postexpediteur in Benrath.

In den 30er Jahren des 19. Jahrhundert taucht der Name Hesse auf. Mit dem Hof aus Berlin kam auch Gottlieb Hesse – wahrscheinlich als Küchenchef – nach Benrath. Um 1805 in Berlin geboren, heiratete er am 1. 1. 1833 in St. Maximilian zu Düsseldorf Katharina Weyhe, Schwester des Gartenbaudirektors Maximilian Friedrich Weyhe, des Schöpfers des Hofgartens und der Anlagen von Schloß Mickein. Die Mutter Weyhe’s, eine geborene Lenné lebte als Witwe des Brühler Hofgärtners bei ihrer Tochter in Benrath, sie verstarb 1837. Ihr Grabstein ist heute noch auf dem kath. Friedhof in Benrath zu sehen. Das von Hesse betriebene Hotel im Posthaltergebäude hieß zu dieser Zeit „Rheinischer Hof“.

Karte Schloßpark mit Spilles Anfang 19. Jht.


Stempel StadtarchivBriefkopf Thurn und Taxis ZentralarchivSchreiben Thurn und Taxis Zentralarchiv

Unterschrift fürstl. Oberarchivrat


Josef Heubes Vertrag


Anzeige Eröffnung Rheinischer Hof

Anzeige Eröffnung Rheinischer Hof


Anzeigen aus dieser Zeit in der Düsseldorfer Zeitung belegen auch eine rege Ausstrahlung nach Düsseldorf. Feststehen dürfte, daß Hesse keinen Neubau errichtet hat, sondern im Alter von ca. 28 Jahren die Bewirtschaftung übernommen hat. Später baute Hesse ein neues Hotel an der Hauptstraße/Heubesstraße. Dieses „Hotel Hesse“ war lange bis in unser Jahrhundert hinein ein beliebter gesellschaftlicher Treffpunkt.

Wie rege die Benrather Poststation in Anspruch genommen worden sein muß, zeigen Fahrpläne aus dem „Adreßkalender für Geschäftsleute von 1833“. Danach war Benrath Station von

Reitenden Posten

Nach und von Frankfurt und Düsseldorf: Abgang täglich 11 abends, Ankunft 6-8 abends

Fahrende Posten

1. Df. -Frankfurt = 3 × wöchentlich mit Anschluß nach Baden, Würtenberg, Elsaß, Schweiz, Bayern, Österreich, Italien.

2. Nach und von Solingen = 3 × wöchentlich Abfahrt jeweils 5 Uhr abends, Ankunft jeweils 9 Uhr vormittags

Personen-Schnell-Posten

Nach und von Köln = 3 × täglich, Fahrzeit ca. 8 Stunden mit Anschlußmöglichkeiten nach Koblenz und Frankfurt

(Stadtgeschichte Most )

Von 1823 liegt eine Porto-Taxe für das Königliche Oberpostamt Düsseldorf vor. Danach wurden „Brief-, Silber- und Goldtaxen sowie solche für kaufmännische Waren und Victualien“ festgelegt. Das Porto für einen Brief von Düsseldorf nach Benrath betrug 1 Silbergroschen,

Die Zeit der Posten hörten schlagartig mit dem Bau der Köln-Mindener Eisenbahn, die auch Benrath berührte, um 1847 auf. Posthaltereien waren
nur noch in Orten ohne Eisenbahnstation wirtschaftlich.

Das Hotel „Rhein. Hof, in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts von Walther Clees bewirtschaftet, wußte schon mit der Werbung „in der Nähe des Bahnhofes gelegen“ auf sich aufmerksam zu machen. Alles konzentrierte sich auf die neuen Verkehrsknotenpunkte; Postkutschen waren nur noch privat gefragt. Auch die Nutzung der ehemaligen Posthalterei änderte sich. 1892 war ein Jos. Beisenherz zu Dortmund Eigentümer. Um 1900 ging das Eigentum an den Bierverlag „Spilles“ über, der dem Haus bis heute seinen Namen gab. Der Bierhändler Spilles war weit bekannt, weil er auch Bier aus
fremden Ländern importierte. Das Haus hat jetzt die Bezeichnung Benrather Schloßallee 93 (früher Nr. 38); vor der Eingemeindung: Düsseldorfer Straße 165.


Das Hauptgebäude wurde in den letzten Jahrzehnten zu Wohnzwecken genutzt. Die Stadt übernahm es um 1935; heute ist das Jugendamt Verwalter dieses Grundstückes.

Nunmehr ist das Bauwerk wieder nutzbar. Die Benrather Jugend wird hier ihr Domizil haben. Mögen diese historischen Daten dazu beitragen, das Verständnis für die Vergangenheit zu fördern. Hoffentlich dient diese Materialsammlung zu „Haus Spilles“ auch als Anreiz, daß sich die Benutzer des Hauses intensiver mit der Ortsteilgeschichte und der Geschichte ihres Jugendzentrums befassen; so könnte es vielleicht gelingen, recht bald die vorhandenen Lücken zu schließen.

Unterschrift Theo Fühles

Theo Fühles


Die Postverhältnisse im Rheinland und Westfalen 1825

preußische Postillione

Preußische Postillione, 1827. Aquarell von G. Müller

 


Quellen und Literatur

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Ungedruckte Quellen

Nordrhein-Westfälisches Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, Bestand Jül. -Berg II Nr. 4477 und 4816 und Plan XI/32

Stadtmuseum Düsseldorf, Plan Windgassen 1819

Fürst von Thurn und Taxis Zentralarchiv, Regensburg, 725/B 56

Familienarchiv Hans Heubes, Düsseldorf-Benrath

Milles, H., Haus Spilles aus der Sicht des Denkmalschutzes, Stadt Düsseldorf, Amt 51, 1980

Literatur

Geschichte der Stadt Düsseldorf

1. Bd. Von den Anfängen bis 1815 von Friedrich Lau,

2. Bd. Von 1815 bis zur Einführung der rhein. Städteordnung (1856) von Otto Most Düsseldorf 1921

Postgeschichte am Niederrhein, hrsg. von der Gesellschaft für Deutsche Postgeschichte e. V. Düsseldorf Heft 1/1982

und Sammelband 1982

Galerie der Postgeschichte, Historische Postkarten, Deutsche Postreklame GmbH Frankfurt

Benrather Heimatgeschichte, hrsg. vom Benrather Kulturkreis und der Heimatgemeinschaft Groß-Benrath,

Neuauflage Düsseldorf 1974

Redlich, O., Das Haus „in der Kanon“ in der Zollstraße als Ausgangspunkt des niederrheinischen Postverkehrs.

In: Alt-Düsseldorf, Monatsschrift, H. 3/1924, S. 1 ff.

Hinrichs, F., Thurn und Taxis im Bergischen Land, 6. Heft 1968 im Selbstverlag. Spieckhoff, G., Die Sippe der Maurenbrecher, Rheinische Post 29. 02. 1964 Stöcker, H., Die Kanone war ihr Kennzeichen, Rheinische Post 29. 02. 1964

Schonauer, H., Die Passagirer in Cölln richtig liefern, Rheinische Post 08. 06. 1968 Spies, Th., En de Kanon, „Das Tor“ hrsg. Düsseldorfer Jonges 1976 Heft 12

Dr. Blech, H., Noch aus der Postkutschen-Zeit, Rheinische Post/Benrather
Tageblatt vom 05. 11. 1977 Bützer, A., Serie im Benrather Tageblatt 1968, neu veröffentlicht Rheinische Post/Benrather Tageblatt am 11. 02. 83

Herausgeber:

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    Fax: 02 11 – 7 18 70 79

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