Familie Wirtz
Sie betrieben das Bahnhofshotel, welches auch bei der Plünderung der jüdischen Geschäfte nicht verschont wurde. Weitere Informationen über Größe und Schicksal der Familie sind uns nicht bekannt. Allerdings soll noch eine Angehörige in Theresienstadt verblieben sein.
Familie Heumann
Familie Heumann wohnte auf der Hauptstr. 46 (früher Schulstr.) und betrieb dort einen Textilladen und einen Möbelvertrieb. Jonas Heumann starb bereits 1923 eines natürlichen Todes und wurde als letzter auf dem jüdischen Friedhof in Urdenbach beigesetzt. Selma Heumann erlitt 2 Tage nach der Reichskristallnacht einen Herzanfall. Martha Bernstein, Thea Eichenwald und deren Sohn Gert konnten 1939 über Holland nach Amerika flüchten und somit überleben. Deren beiden Ehemänner sowie der Sohn von Marta und Henry Bernstein wurden im KZ umgebracht. Helene Blumenfeld wurde ins Ghetto in Riga / Lettland deportiert, ihr weiteres Schicksal ist unbekannt.
Familie Horowicz
Die Eheleute Horowicz wohnten auf der heutigen Hauptstraße ( früher Schulstr.) und betrieben dort ein Schuhge-schäft. Beide Eltern und ihr Sohn Sally fanden den Vernichtungstod in einem holländischem KZ, wohingegen ihre Tochter Lotte Rattenbach, geb. Horowicz frühzeitig nach England fliehen konnte.
Familie Schmitz
Auch von den Eheleuten Schmitz sind uns nur die Namen der drei Kinder bekannt. Sie betrieben den Basar Schmitz am Markt, wo heute die Strauss Innovation ist. Sie konnten alle nach Argentinien flüchten und die Kinder Leni , Martha und Edith siedelten später nach Texas über.
Familie Steinberg
Die Eheleute
Steinberg, deren Vornamen uns nicht bekannt sind,
betrieben das Kaufhaus am Markt (heute Apostelapotheke). Mit
ihrer Tochter Hanna und ihrem Sohn, dessen Vornamen auch nicht
bekannt ist, setzten sie sich frühzeitig nach Amerika ab und überlebten.
Moritz Steinwasser
Moritz Steinwasser, *26.07.1869, wohnte auf der Telleringstr. 90. Er war Halbjude, der im Kindesalter katholisch umgetauft wurde und eine katholische Schule besuchte. Er hatte keinerlei persönliche Beziehungen zu Juden. Er ist christlich aufgewachsen und lebte auch danach. In der Schützenbruderschaft Benrath war er nebenbei noch als Kassenwart tätig und gesellschaftlich gut angesehen. Aufgrund seiner jüdischen Abstammung väterlicherseits wurden die Nazis im Jahre 1942 auf ihn aufmerksam. Am 21.7.1942 wurde Moritz Steinwasser nach Theresienstadt deportiert. Sein Sohn, Wilhelm, der nach der Ideologie der Nazis kein Jude war, blieb verschont. Er versuchte mit einem Brief an den Reichsminister des Innern seinen schwerkranken Vater nach Benrath zurückzuführen. Der Antrag auf Rückführung wurde abgelehnt, obwohl der Sohn die nicht-jüdische Lebensweise des Vaters aufführte. Zudem hat Wilhelm Steinwasser auch die militärische Tätigkeit des Vaters und die arische Mutter erwähnt, jedoch ohne Erfolg.
Familie Süß
Von der Familie Süss ist nur der Vorname der Mutter Alice bekannt. Die Familie betrieb einen Textilladen am Markt und fand mit ihrem Sohn den Tod im Vernichtungslager. Die Schwester des Ehemanns, Hertha Süss, ist die einzige, die überlebte; ihr weiteres Schicksal ist unbekannt.
Familie Samuel
Familie Samuel, die aus den Eheleuten Heron und Regina und Samuels Bruder Max bestand, betrieb ein Betten-kaufhaus an der Mittelstraße ( heute Hauptstraße / dm-Drogeriemarkt ). Heron und Regina Samuel blieben zuerst verschont, wurden aber später dennoch deportiert und gelten seitdem als verschollen, wohingegen Max Samuel rechtzeitig nach Amerika fliehen konnte.
Name | Stellung in der Familie | Geburtsdatum |
Jonas "Julius" Heumann | Vater | März 1872 |
Selma Heumann | Mutter | 06.12.1874 |
Helene Blumenfeld, geb. Heumann | Tochter von Selma und Jonas | 20.12.1904 |
Paul Blumenfeld | Ehemann von Helene | ? |
Gabriele Blumenfeld | Tochter von Helene und Paul | ? |
Martha Bernstein, geb. Heumann | Tochter von Selma und Jonas | 1904 ??? |
Henry Bernstein | Ehemann von Martha | 21.01.1896 |
Rolf Bernstein | Sohn von Martha und Henry | 16.03.1929 |
Thea Eichenwald, geb. Heumann | Tochter von Selma und Jonas | 30.07.1900 |
Walter Eichenwald | Ehemann von Thea | 30.12.1900 |
Gert Eichenwald | Sohn von Thea | 02.06.1930 |
Anneliese Marx | Schwester von Selma | 17.10.1875 ? |
Die Familie Stern,
die aus sechs Mitgliedern bestand, besaß das Kaufhaus Stern in Benrath.
Aus dem Artikel im Benrather Tageblatt vom 21.10.1938 geht hervor, dass die
Schließung des Kaufhauses, aufgrund der jüdischen Herkunft der
Besitzer, zu einer wirtschaftlichen Misere für Benrath führte, da
kaufkräftige Menschen aus dem Umland ausblieben. Deswegen sollte es so
schnell wie möglich wieder eröffnet werden. Der arische Geschäftsmann
Thiele übernahm das Kaufhaus und eröffnet es neu am 01.11.1938 als
Bekleidungsgeschäft.
Der Vater, Alex Stern, wurde am 10.11.1938 für fünf Wochen nach
Dachau deportiert. Seine älteste Tochter Erna konnte ihn auf Antrag nach
England ausweisen lassen. 1940 ist er samt seiner Familie nach Amerika ausgewandert
und eröffnete in New York ein Juweliergeschäft. Die Mutter blieb
noch zwei Monate nach der Kristallnacht in Benrath um ihren restlichen Besitz
zu verkaufen und ging dann im Dezember 1938 nach England.
Tochter Erna ging sechs Jahre in Benrath zum Gymnasium. Mit 24 Jahren ging
sie nach England und heiratete dort einen deutschen Juden, Herbert Summers.
Sie war die einzige, die nicht mit in die Staaten ausgereist ist. Sie starb
1984 in England und hinterließ zwei Kinder.
Sohn Kurt machte sein Abitur am Real - Gymnasium in Benrath und ging 1933
nach Paris um zu studieren. Er machte seinen Doktor in Volkswirtschaft an
der Universität in Grenoble und ging anschließend nach England.
1940 floh er mit den anderen Familienmitgliedern nach Amerika. 1982 ging er
von seinem Posten als Direktor einer führenden Lebensmittelfirma in den
Ruhestand und verstarb 1993. Er hinterließ eine Tochter.
Tochter Ruth ging vier Jahre auf das Gymnasium in Benrath und machte danach
eine Ausbildung an der Hauswirtschaftsschule in Frankfurt. Anfang 1938 ging
sie nach England, übernahm 1961 das Geschäft des Vaters und schloß
dieses 1985. Sie ist verheiratet, hat keine Kinder und lebt zur Zeit in New
Jersey.
Sohn Eric, war der letzte jüdische Junge der 1931 seine Barmitzwah in
der Benrather Synagoge feierte. Er besuchte das Real-Gymnasium in Benrath
und schloß 1936 die Unter-Terzia ab. Er ging anschließend nach
Mönchengladbach und lernte dort die Webtechnik. In Aachen bildete er
sich in einem Textil Institut weiter und nahm danach in England eine Stelle
als Textilarbeiter an. 1940 reiste er mit seiner Familie nach Amerika und
arbeitete dort für zwei Textilfirmen. Nach seiner Einbürgerung als
Amerikaner wurde er in die amerikanische Armee eingezogen. Seine Dienstzeit
verbrachte er in Europa und besuchte gegen Ende des Krieges 1945 auch Benrath.
1946 kehrte er zurück in die Staaten und arbeitete wieder für die
Textilfirmen. Ein eigenes Geschäft eröffnet er 1954 in den USA.
Er ist verheiratet und hat drei Kinder.
Nachtrag
Einige Zeit nach der
Beendigung unseres Projektes erhielten wir aus Amerika
einen Brief von Wesley Eichenwald, Urenkel von Selma und Jonas Heumann. Hierdurch
konnten wir sowohl obenstehende Tabelle ergänzen als auch
folgende weitere Informationen über die Familie Heumann gewinnen:
Selma Heumann erlitt zwar einige Tage nach der Reichskristallnacht einen Herzinfarkt,
starb aber erst im Jahr 1940. Helene
Blumenfeld gelang schließlich
die Flucht nach Holland, wo sie 1944 verstarb. Ihr
Mann Paul fand 1943 den Tod
in einem KZ.
Gabriele, Tochter von Helene und Paul, konnte mit Martha, Thea und Gert nach
Amerika flüchten.
Familie Simon
Von den Eheleuten Simon ist uns nur bekannt, dass sie zwei Kinder hatten und
auf der Gartenstraße (heute Benrodestraße) einen Baustoffhandel
betrieben. Rechtzeitig gingen sie später nach Amerika.
Übersicht der jüdischen Familien in Benrath